Neue Wege: Eltern-Ermutigung und Familien-Begleitung durch den Dschungel der Erziehungsideale unsere Zeit

Vielleicht hast du dich gefragt, wann auf dieser Homepage mal wieder ein Blogbeitrag landet. Ich mich auch 🙂 Ich habe mir in den letzten Monaten viel Zeit genommen, um mich neu zu sortieren und zu klären, wie es für mich beruflich und auch inhaltlich mit diesem Blog weitergeht. Inzwischen ist es so klar, dass ich hier wieder schreibe. Denn ich möchte diesen Blog weiterhin nutzen, um Eltern zu ermutigen. Ich erlebe, sehe und lese wie sehr Eltern unter Druck stehen. Den Alltag mit Kindern zu meistern und zwischen Erwerbs- und Carearbeit hin und her zu pendeln ist eine große Herausforderung. Die Erziehungs- und Familienideale unserer Zeit vermitteln hohe Ansprüche an Elternschaft, denen wir versuchen gerecht zu werden und doch scheitern wir so oft. Das Leitbild intensiver oder auch verantworteter Elternschaft ist in Deutschland sehr verbreitet und es besagt, dass wir Eltern uns so sehr für unsere Kinder verantwortlich fühlen, dass wir alles und noch mehr in sie investieren. Sich in Kinder zu investieren ist gut und richtig, aber die Ideale vermitteln uns falsche Bilder davon, wie das aussehen sollte und führen so leider immer häufiger zu Überlastung und Erschöpfung.

Dazu kommt, dass diese Erziehungsideale, die hauptsächlich durch die Mittelschicht geprägt sind, zu einem noch stärkeren Ausschluss von Eltern aus niedrigeren Bildungs- und Einkommensschichten führen. Diese Eltern haben schlicht weniger Ressourcen, weniger Bildung, weniger Geld und schlechtere Zugänge zu Unterstützungssystemen. Sie können den extrem hohen Anforderungen, die an Elternschaft gestellt werden, noch weniger gerecht werden und geraten so noch mehr unter Druck.

Nora Imlau schreibt in ihrem Artikel “Selbstgerecht in Bullerbü” (3.1.2024 FAZ) darüber, wie Mittelschichteltern durch pädagogisch wertvolle Erziehung und nicht zuletzt auch durch ihr Konsumverhalten ein Ideal von Kindheit prägen, das zu Ausschluss führt. “Seht her, (…) wir leben so nachhaltig wie pädagogisch wertvoll. Unsere Kinder sind uns genauso kostbar, wie unser Heimatplanet, und für beides ist nur das Beste gut genug: Vorlesen statt Fernsehschauen, selbstgekochter Biobrei statt gekauften Gläschen, Holzbausteine statt Hot-Wheels-Bahn, sanft begleiten, statt schnöde schimpfen.” Sie schreibt weiter, und dem schließe ich mich gerne an, dass es selbstverständlich gute Gründe dafür gibt, nachhaltig zu konsumieren und Kinder pädagogisch wertvoll zu erziehen, aber leider sind Ökologie und Pädagogik nicht die einzigen Begründungen für das Verhalten, sondern ein weiterer, sehr viel unschönerer Grund prägt diese Ideale: Klassismus. Diese Diskriminierungsform “beschreibt das systemische Ausgrenzen und Abwerten von Menschen, die niedrigeren sozialen Schichten angehören”, schreibt Imlau. Leider passiert das gerade ziemlich häufig, ohne dass wir es beabsichtigen oder merken.

Dazu kommt aus meiner Sicht noch, das das pädagogische und zusätzlich von Konsum geprägte Ideal nicht nur Eltern aus niedrigeren sozialen Schichten ausschließt, sondern auch Eltern der Mittel- und Oberschicht unnötig unter Druck setzt. Eltern vergleichen sich und ihre Kinder miteinander und es entsteht viel Konkurrenz, die den Druck für alle erhöht.

Mein Anliegen ist, Eltern zu ermutigen, sich selbst von dem erhöhten Druck unserer Zeit zu befreien und immer häufiger auszusteigen aus dem Hamsterrad von Care- und Erwerbsarbeit, in dem wir stecken. Es ist an der Zeit, dass wir darüber nachdenken, welche Elternbilder unsere Gesellschaft prägen und welche wir annehmen oder auch getrost ablehnen können. Es ist notwendig, darüber nachzudenken, welche neuen Wege wir gehen können und wie wir Entlastung und Unterstützung finden können. Denn ein weiteres Ideal, das uns viel Druck macht ist: “Das mit dem Familienleben müssen wir alleine schaffen, sonst haben wir versagt.” Dazu kommt, dass die Ideale der Bindungs- und Bedürfnisorientierten Elternschaft – so gut sie gemeint sind und so viel Positives sie auch bewirken – den Druck auf Eltern noch erhöhen.

Ihr seht, mich beschäftigen viele Themen und Fragen, denen ich weiter auf den Grund gehen möchte. Deshalb tue ich jetzt zweierlei:

  1. Ich bereite meine Promotion zum Thema Elternschaft in prekären Lebenslagen vor und schaue mir die Familienleitbilder unserer Zeit genauer an.
  2. Ich arbeite als Projektpartnerin mit Steffi von Familien begleiten zusammen. Wir haben bspw. Selbstlernkurse zum Thema Gefühle entwickelt, die du über diesen Link beziehen kannst. Es wird in Zukunft weitere Zusammenarbeit geben. Auf der Seite von Familienbegleiten findest du noch viele weitere Dinge, die Steffi anbietet. Schau unbedingt mal dort vorbei.

Gern lasse ich euch auf diesem Blog an gewonnenen Erkenntnissen und erlebten praktischen Erfahrungen teilhaben und freue mich, wenn ihr hier weiter mitlest.

Eure Hannah

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