Schwestern

Wir lieben uns. Und wir kämpfen miteinander bis zum Umfallen. Zum Beispiel, wenn DU nicht machst, was ICH sage. Dann kämpfe ich mit dir. An guten Tagen bitte ich dich, mitzumachen. Erkläre dir, was ich meine, werde dann laut, schreie dich an und schubse dich weg. An schlechten Tagen schubse ich einfach. Wozu soll ich so viel erklären, wenn du mich doch nicht hörst? Aber du bist es schon gewohnt zu kämpfen, kleine Schwester. Du gibst nicht klein bei. Bums, das saß. Ich schreie nach Mama. Jetzt brauche ich Hilfe. Ich weine und schreie. Wir kreischen einander an. Um was es eigentlich geht, fragt Mama. Keine Ahnung. Sie hat mich gehauen. Nein sie mich. Mama schimpft. Mama nimmt uns beide in den Arm. Ich merke, wie müde ich bin. Ein anstrengender Vormittag liegt hinter mir. Die Umarmung tut gut. Ich entschuldige mich kleinlaut bei der kleinen Schwester und sie überraschender Weise auch direkt bei mir. Sekunden später sitzen wir auf dem Sofa, die Köpfe tief über unser neues Geolino gebeugt. Ich lese die Rätselfragen vor und wir suchen die Antworten. Sie ist eine gute Sachensucherin, meine kleine Schwester. Gestern hat sie mein Armband unterwegs aus einer Pfütze gefischt. Ich hatte es noch gar nicht vermisst. Wir halten zusammen, vor allem, wenn es drauf ankommt. Meine Schwester, für sie stehe ich ein, sie beschütze ich und für sie werde ich auch laut, wenn ich etwas ungerecht finde. Wir Schwestern, wir halten zusammen, wenn unsere Eltern Regeln aufstellen, die wir nicht wollen. Wir teilen unser Essen, unser Bett – aber nicht den Stuhl am Esstisch. Da sind wir eigen. Wir wissen die Lieblingsfarbe, das Lieblingstier, die größte Angst und die größte Freude voneinander. Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn. Durch Alltage und Festtage. Manchmal können wir einander nicht ausstehen. Aber immer wieder entdecken wir neue Spiele und Ideen und haben den größten Spaß miteinander. Freundinnen ziehen weg, Freundschaften verändern sich. Die Schwester bleibt. Bis sie wegzieht, geht noch viel Zeit ins Land. Daran denken wir noch nicht. Und bis dahin ist ein Band gewachsen, das selbst die größte Entfernung nicht trennen kann. Wir gehören zusammen.

P.S.: Diese Zeilen sind die Gedanken einer inzwischen erwachsenen großen Schwester, die sich gut an Kämpfe mit ihrer kleinen Schwester erinnert, aber noch viel mehr an lange Spielnachmittage mit Benjamin Blümchen CDs und gemeinsame Nächte im Zelt, warm eingekuschelt mit kalten Nasen. Wir halten zusammen wir Schwestern. Bis heute. hannahannea.

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