Schreien. So viel Schreien.

Donnerstagabend 18:30. Das Abendessen war turbulent. Wir sind alle müde und das Baby schreit. Es schreit jetzt schon eine Weile. Fast sind wir es gewohnt. Nein, eigentlich nicht. An Schreien kann man sich nicht gewöhnen. Man will nur, dass es aufhört, dass die Kleine sich endlich beruhigt und einschläft. Mein Mann und ich stehen abwechselnd vom Tisch auf, tragen sie in allen möglichen Positionen. Ich versuche sie zu Stillen. Nichts hilft. Die beiden Großen stehen immer wieder vom Tisch auf. Werden laut und immer unruhiger. Das Schreien bringt uns alle durcheinander. Tag für Tag. Schon seit ein paar Wochen. Mehrfach am Tag. Neulich habe ich die Definition für ein „Schreibaby“ nachgelesen. Ja, das trifft auf unser Baby wohl zu. Aber was hilft das jetzt? Was hilft ihr zur Ruhe zu kommen? Was hilft uns, zur Ruhe zu kommen? Ich nehme sie in die Trage. Wie eigentlich fast den ganzen Tag. Ich hatte auf eine Pause vom Tragen gehofft. Mein Mann ist ja jetzt da. Aber was solls? Hauptsache, sie hört auf zu Schreien. Macht sie aber nicht. Ich gehe ruhig, wippend im Kreis, raus – die armen Nachbarn – wieder rein. Nichts hilft. Ich schreibe meinen Freundinnen. Ich weiß nicht mehr weiter. Tränen laufen über mein Gesicht. Dann kommt mir eine Idee. Musik. Musik beruhigt mich oft. Aber wenn ich jetzt Musik anmache, höre ich sie nicht. Das Schreien ist lauter. Kopfhörer. Ok, ich versuche es. Lege meine Lieblingsmusik auf und freue mich schon in der ersten Sekunde darüber. Noch ein Vorteil: Ich höre das Schreien nicht mehr so laut. Ich beginne, mich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Ein bisschen dauert es noch, aber dann scheinen meine Bewegungen und mein ruhiger werdender Rhythmus endlich auch bei unserem Baby anzukommen. Das Schreien wird leiser und hört endlich ganz auf. Eingeschlafen. Endlich. Diese Ruhe. Ich höre noch lange Musik an diesem Abend.

Endlich Entspannung. Was machst du, wenn dein Baby viel schreit? Hast du Unterstützung? Entlastung? Pausen? Denn am Ende ist der Schlüssel zum Erfolg die eigene innere Ruhe. Entspannung. Ruhige Atmung. Konzentration auf dich selbst. Wenn du wieder in dir ruhst, wird auch dein Baby zur Ruhe kommen.

Lange haben wir durchgehalten. Weitergemacht. Uns ausprobiert. Irgendwann in einem langen Prozess mit Schreibaby habe ich begonnen mir Unterstützung zu suchen und bin in einer sehr guten Beratung gelandet. Das Verständnis der Beraterin und eine Rückbesinnung auf mich selbst, meine eigenen Gefühle und Ressourcen haben mir sehr geholfen. Eine erste Übung war, in guten Momenten bewusst in den Bauch zu atmen und die ruhigen und schönen Momente mit unserem Baby ganz bewusst zu genießen und wahrzunehmen. Die bewusste und ruhige Atmung in ruhigen Momenten einzuüben hat mir mit der Zeit mehr Gelassenheit in stressigen Situationen gegeben und manchmal habe ich es sogar geschafft, ruhig zu atmen trotz lautem Schreien um mich herum. Das hat etwas verändert.

Dieses Buch hat mich sehr ermutigt und mir gute Ideen an die Hand gegeben:

Harms, Thomas (2019). Keine Angst vor Babytränen. Wie Sie durch Achtsamkeit das Weinen Ihres Babys sicher begleiten.