Urlaub im Kopf
Es sind Sommerferien. Endlich, endlich geschafft. Alles Lernen für Klassenarbeiten ist geschafft, alle Abschiedsfeste mit vorherigem Obst-Schnipseln oder Muffins backen sind absolviert. Ich muss nicht mehr überlegen, ob morgen im Kindergarten Wandertag, in der Schule Schwimmtag ist und ob die Tagesmutter mir gesagt hatte, dass ich die Jüngste morgen oder übermorgen doch bitte direkt in den Wald bringen soll. Wir müssen abends keine Kleidung rauslegen, keine Schulranzen packen, ich muss morgens keine Frühstücksbrote schmieren und niemanden zur Eile antreiben. Erholung. Urlaub in meinem Kopf. Oh wie gut das tut!
Ferien bedeuten nur leider nicht automatisch, dass meine To-Do-Liste sich in Luft auflöst. Die Wäsche will trotzdem gewaschen werden, es braucht für jeden Tag ein warmes Essen, und das Haus putzt sich leider immernoch nicht von selbst. Auch wenn die Kinder in den Ferien mehr mit anpacken als im Alltagstrubel, arbeitet mein Kopf weiter und ich frage mich, wie ich es schaffe, abzuschalten. Mir fällt ein Gedanke ein, den ich vor ein paar Wochen hatte und der mich für eine ganze Woche nachhaltig entspannt hat:
ich nehme mir diese Woche frei. Einfach so. Ganz spontan. Weil ich es dringend brauche. Frei vom Stress des Alltags. Frei vom Putzen, vom ständigen Wäschewaschen, von nicht enden wollenden To-do-Listen. Frei von all dem Perfekt-Sein-Wollen.
Ich befreie mich von meinen gewohnten Abläufen. Schlafe mitten am Tag, lese bis tief in die Nacht und fahre mit der Jüngsten morgens früh zum Badesee. Es sind Ferien. Auch in meinem Kopf. Auch wenn ich noch Erwerbs arbeiten werde in den nächsten beiden Wochen und auch wenn es noch viel zu tun gibt, mache ich jetzt Urlaub. Urlaub im Kopf. Urlaub vom nicht enden wollenden Hamsterrad. Urlaub, um frei denken und leben zu können. Urlaub, um das zu tun, worauf ich Lust habe. Einfach so. Eis essen gehen mit den Kindern. Eine große Fahrradtour machen. Vielleicht übernachte ich in einem Bauwagen. Vielleicht auch nicht. Ich lebe. Ich bin einfach ich selbst. Ich verstelle mich nicht, ich verbiege mich nicht, ich bin einfach ich. In der besten Version, die ich von mir kenne. Frei und unbefangen. Egal, was die anderen denken. Ich entscheide spontan und aus dem Moment heraus. Urlaub vom ständigen Vorausplanen. Reise mit leichtem Gepäck. Es ist Sommer. Und ich möchte diesen Sommer genießen. Egal, was ist und was kommt. Im Moment leben. Mikroabenteuer erleben. Draußen sein. Denn draußen Sein macht glücklich. Enjoy. Relax. Just be you. So mache ich also Urlaub im Kopf und merke, wie ich innerlich entspanne. Die To-Do-Liste ist noch da, aber sie hat an Bedeutung verloren. Ich kann wieder Innehalten und kleine Momente feiern und genießen. Was hilft dir zum Entspannen? Wie bekommst du einen freien Kopf?
Ein Gedicht flatterte neulich in mein Mailpostfach, das ich hier gerne noch ergänzen möchte.
reisepläne
heute werde ich für mich sorgen und von ort und stelle gehen
ich werde den platz der ermüdung verlassen mich von den strassen der gewöhnung verabschieden
ich werde mir ein warmes wort überstreifen dem wind meine locken entgegenschütteln und proviant für lange dabeihaben
ich werde mein bündel wetterfest schnüren allen verbleibenden mut in die landkarte rollen und den geträumten weg wirklich einschlagen
ich werde mich nach der sonne richten meinem inneren kompass trauen und das neue land in augenschein nehmen
Martina Kreisler-Kos